General Electric
Der Erfolg der Innomed, besonders die Erfolgsquote gegen Siemens und Philips, hat verschiedene Unternehmen angezogen unter anderem auch General Electric (GE). GE war es dann auch, die uns ein Kaufsangebot machten. Die Tatsache, dass sowohl Siemens als auch Philips neue Produkte ankündigten (die es letztendlich doch nie geschafft haben wirklich konkurrenzfähig zu sein) als auch die limitierten Wachstumsmöglichkeiten im deutschsprachigen Raum, sowie der Wunsch des Hauptinvestors seine Kapitalinvestition zu sichern, hat uns zu der Entscheidung geführt das Angebot von GE zu akzeptieren. So geschah es, dass wir im Herbst 1997 Teil eines internationalen Großkonzerns wurden- General Electric (GE).
Für mich persönlich war dieser Schritt sehr aufregend, da wir nun zum einen neue Wachstumsmöglichkeiten in internationalen Märkten hatten, zum anderen ergaben sich dadurch für mich auch persönlich neue Perspektiven. Eine der ersten großen Herausforderungen, denen ich jetzt gegenüber stand war die englische Sprache. Mein Schulenglisch war eine Katastrophe (das lag allerdings nur daran, dass ich nichts gelernt hatte und nicht an meinen Lehrern). Auf dem Flug nach Milwaukee, wo ich Jeff Immelt treffen sollte (er war damals CEO von GE Medical Systems), machte es mein primärer Ansprechpartner in GE sehr deutlich: Wenn du nicht schnellstens Englisch lernst, wirst du in diesem Unternehmen keine 6 Monate überleben. Als wir dann Jeff trafen, hatte dieser eine großartige Idee: Ich schick dich nach Crotonville (GE´s Ausbildungsstätte für Top Manager), um an dem „Management Development Course“ teil zu nehmen. Da wirst du es nebenher lernen. Es war allerdings - zum Glück - kein Platz innerhalb der nächsten 6 Monate frei für mich, so musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Ich kaufte Bücher und verschiedene Englischkurse auf Audiokassetten. Ich nutzte jede Gelegenheit im Auto oder auf sonstigen Reisen mit meinem Walkman und meinen Büchern um es zu lernen – mit gutem Erfolg: Ich wurde nicht gefeuert.
Larry Johnston, der CEO EMEA für GE Healthcare, mein erster Chef in GE, machte mich zum General Manager EMEA für das Healthcare IT Business. Er stellte mir einen Finanz-Manager und einen Manager für Personal-Angelegenheiten zur Seite und sagte: Jürgen, ich will, dass du mir ein IT-Business aufbaust. Diese 2 werden dich dabei unterstützen.
Das erste Jahr in GE war sehr hart für mich: Viele neue Dinge, die Geschäfte wurden komplett anders geführt als ich es kannte, Quartalsdruck, die englische Sprache, etc. Aber dann ab dem 2. Jahr ging dann wirklich die Post ab. Wir sind erfolgreich in einige neue Märkte reingegangen, wurden in manchen davon Marktführer und wir gewannen riesige Aufträge. Einer davon war die Einführung eines Bildarchivierungs und –kommunikationssystems im Süden von England. Dies war mit Sicherheit einer der größten Aufträge in der Geschichte von GE Healthcare. Das Business wuchs von 7 Mio$ mit 40 Mitarbeitern auf über 200 Mio$ Jahresumsatz mit ca. 600 Mitarbeitern.
Es war eine großartige Zeit für mich in GE. Neben Englisch lernte ich auch vieles Andere: Wie führe ich ein Unternehmen, wie sorge ich für profitables Wachstum, wie erschließt man neue Märkte. Ich hatte Gelegenheiten mich mit - aus meiner Sicht - einigen der besten Führungskräfte der Welt zu treffen. Ich hatte wunderbare Kollegen und einige von ihnen wurden echte Freunde. Dass GE es mit Integrität wirklich sehr Ernst nahm, kam mir persönlich auch sehr entgegen. Ich hatte die Möglichkeit viel zu reisen und die Welt zu sehen. Auch kulturell war es eine super Erfahrung für mich. Ich hatte großartige Mitarbeiter und Kollegen in Nord-, Zentral- und Osteuropa, darüber hinaus im Mittleren Osten und Afrika. Ich habe sie wirklich ins Herz geschlossen und mich immer wieder gefreut, auf meinen Geschäftsreisen mit ihnen Zeit zu verbringen oder auf unseren berühmten Training Events in Mallorca oder sonst wo. Ich verdanke GE wirklich sehr viel und ich weiß, dass es wahrscheinlich kein Unternehmen gibt, welches mir mehr Unterstützung für meine Karriere gegeben hätte.